Oberbayerische Meisterschaft im Kunstrad in Pullach
Aus Anlass ihres 85-jährigen Bestehens richtete der einheimische Verein am Samstag, den 2. März, die Oberbayerische Meisterschaft im Kunstradfahren für Jugendliche und Erwachsene nach 2003 wieder in Pullach in der Sporthalle der Tagesheimschulen aus. Der Verein war - der Name lässt es schon vermuten – ,wie viele andere Radsportvereine auch, Anfang vorigen Jahrhunderts im Rahmen der Arbeiterbewegung als „Arbeiter-, Rad- und Kraftfahrerbund“ mit sportlichen und gesellschaftlich-sozialen Zielsetzungen gegründet worden.
Erstmals griffen bei diesem Wettbewerb umfangreiche Änderungen des Regelwerks. Während Einradvorführungen seit Längerem zum Repertoire gehören, sind beispielsweise gemeinsame Auftritte von Männern und Frauen ebenso neu wie die Möglichkeit, pro halber statt bisher ganzer Runde eine Übung zu absolvieren. Zusätzlich wurde die Fahrzeit von sechs auf fünf Minuten reduziert. Die Umstellung gelang offensichtlich nicht allen im gewünschten Maße. Dessen ungeachtet spricht die hohe Quote von über 60 Prozent der aufgrund der ausgefahrenen Punkte für die Bayerische Meisterschaft qualifizierten Starter für das hohe Niveau der Veranstaltung in einer Sportart, in der weltweit Europa dominiert und hier wiederum Deutschland meist den stärksten Verband stellt.
Gleich zu Beginn zeigten die amtierenden Junioren-Europameisterinnen im 4er-Kunstrad aus Steinhöring, seit Langem eine Hochburg in dieser Disziplin auf nationaler und internationaler Ebene, ihr geschickt aufgebautes Programm. Mit frappierendem individuellem Können und aus einem Guss präsentierten sie durchgängig anspruchsvolle und hohe Konzentration erfordernde, komplizierte Formationen. Nachdrücklich machten sie damit ihren Anspruch auf eine Titelverteidigung deutlich.
Die Sieger im Einer bei den Frauen, Marion Kleinschwärzer von Wacker Burghausen, und den Männern, Nelson Müller aus Steinhöring, stellten unter Beweis, dass sie auch heuer wieder, sofern einige Unsicherheiten in ihrem Vortrag bis dahin verschwunden sind, für eine vordere Platzierung beim Deutschlandcup in Frage kommen.
Den Höhepunkt des Wettbewerbs bildete zweifelsohne der überaus spannende und hochkarätige Zweikampf zwischen dem aktuellen Junioren-Europameister im Einer-Kunstrad Michael Niedermeier und dem Vize Andreas Pfliegl vom RKB Solidarität Bruckmühl. Beide brachten als Indiz absoluter Spitzenklasse den Lenkerhandstand gegen die Fahrtrichtung ohne nennenswerte Wackler und den Sprung vom Sattel- zum Lenkerstand. Obwohl Pfliegl diesen nach seinem Erfinder benannten „Maute-Sprung“ nicht wie gewünscht schaffte, bewies er Nervenstärke und bewältigte anschließend eine Vielzahl an schwierigen Pirouetten und Übergängen exakt und scheinbar mühelos, sodass er im Vergleich zum bis dato meist erfolgreicheren Klubkameraden Niedermeier einen etwas souveräneren Gesamteindruck bot und zwar überraschend, aber nicht unverdient seinen Konkurrenten mit einem Zähler Vorsprung hinter sich lassen konnte. Im Schatten dieses Duells stand ein wenig der durchaus gelungene, harmonische Auftritt des einzigen Pullacher Starters, Benedikt Zapp, der in der gleichen Gruppe Rang vier, einen Platz besser als im Vorjahr, belegte und nur knapp die Qualifikation zur Bayerischen Meisterschaft Anfang März in Fürth-Stadeln verfehlte.